Stratocaster "vintage" Tremolos

Tremolos von Fender, Callaham und George Forester

 

In diesem Bericht geht es um so genannte "vintage" Tremolos für die Stratocaster. Ich habe hier drei Stück parat, die ich von www.GeorgeForester.de zugeschickt bekommen habe. Dabei handelt es sich um ein original Fender Tremolo, um eins von der amerikanischen Firma Callaham und um das Ultimate Tremolo von George Forester. Die Bezeichnung Tremolo hat sich für diese "Jammerhaken" festgesetzt. Fender selbst nennt die Teile so, die nennen aber den zweiten Kanal ihrer "Vintage" Verstärker ja auch Vibrato Channel, obwohl der einen Tremolo Effekt intus hat. Fakt ist eigentlich, dass eine Tonhöhenschwankung ein Vibrato und eine Lautstärkeschwankung oder auch ein sehr schnelles Wiederholen eines Klanges ein Tremolo ist. Eigentlich müssten die Dinger also Vibrato heißen, denn sie beeinflussen ja die Tonhöhe. Aber egal, ich hör jetzt auf, den Oberlehrer zu spielen und bleibe bei Tremolo. :-)

Die Unterschiede zwischen den drei Tremolos sind nicht gerade groß. Alle haben z.B. einen Stahlblock! Beim Fender-Original hab ich eigentlich einen Gussblock erwartet, dem ist aber nicht so. Die Grundplatten des Callaham und auch des George Forester sind etwas gelblicher als das strahlend silbrig verchromte Fender Teil. Ich denke, die sind nicht verchromt, sondern vernickelt. Ich finde das schöner, aber es besteht ja bei Nickel leider erhöhte Allergiegefahr. Da muss man ggf. dann drauf achten. Alle haben ähnlich geformte gebogene Stahlsaitenreiter. Das von George Forester zusammengestellte Ultimate Trem hat originale Saitenreiter von Fender, das von Callaham offensichtlich selbst hergestellte mit den eingestanzten Buchstaben CG. Für mich sieht es so aus, als ob die Callaham Reiter verchromt sind und die Fender Reiter der beiden anderen Tremolos nicht. Alle haben in den Reitern Madenschrauben in zwei Längen zur Höhenverstellung verbaut. Die beiden äußeren Reiter haben kürzere, damit sie nicht nach oben herausragen und ev. den Handballen piksen. Denn die beiden äußeren Reiter werden ja auf Grund des Griffbrettradius am weitesten herunter geschraubt.

              

Die drei Tremolo Hebel passen bei allen drei Probanden ohne Spiel zu verursachen. Da schlackert nix. Bei allen drei! Beim Callaham Tremolo und beim George Forester Tremolo sorgt ein Kunststoffeinsatz dafür, beim originalen Fender Tremolo nicht. Ersteres soll dauerhaft für einen festen Sitz sorgen, beim Fender Original zeigt die Erfahrung, dass sich irgendwann Spiel beim Hebel einstellt. Das ist bei meiner eigenen Fender Strat auch so. Hilfsmittel gibt es da einige, wie z.B. eine passende Kugelschreiberfeder in die Öffnung stecken oder den Hebel unten mit Teflonband umwickeln. Und was finde ich im Plastiktütchen für die Schrauben des Tremolos von Fender? Eine passende kleine Feder! Die Problemlösung wird also mitgeliefert.

Mitgeliefert werden bei allen Sets die nötigen Schrauben, jeweils fünf Federn und die dazugehörige Haltekralle (so nenne ich das mal) für das Fach im Rücken der Strat. Und alle haben auch an den kleinen Inbusschlüssel für die Madenschrauben der Saitenreiter gedacht. Gut so! Beim Tremolo von Fender ist sogar noch der sogenannte Stringtree incl. Schraube und kleiner Abstandshülse für die Kopfplatte dabei.

Beim Umbau der Tremolos habe ich darauf verzichtet, die Haltekralle und die dazugehörigen zwei Schrauben im Tremolofach auszutauschen. Dazu hätte ich nämlich jedes Mal auch noch die Saitenmasse ab- und wieder anlöten müssen. Der Aufwand erschien mir nicht gerechtfertigt. Ich habe also jeweils die Federn und den Rest ausgetauscht, wobei ich immer drei Federn eingehängt habe. Drei sind absolut ausreichend, meiner Meinung nach.

Die Federn sind alle unterschiedlich stark, zum Teil sogar sehr deutlich! Sie sehen zwar alle gleich aus, aber einige konnte ich fast einen Zentimeter auseinanderziehen, andere höchstens einen Millimeter. Das wirkt sich natürlich auf die Handhabung des Tremolos aus. Dabei waren aber nicht etwa z.B. die von Fender weicher als die Callaham oder so! Nein, das war ein kunterbuntes Durcheinander in allen Tüten. Aus allen Federn könnte man sich also schön ein weicheres oder eben ein härteres Set zusammenstellen. Ich hab aber alle immer so verbaut, wie sie zusammen verpackt waren.

Der Einbau gestaltete sich bei allen gleich. Die Schrauben hatten alle die richtige Länge, alles passte bei allen drei Sets. Einige Schrauben waren aber nicht ganz gerade, das zog sich durch alle Sets. Da waren einige beim Eindrehen ganz schön am Eiern. Als Gitarre musste eine Relic Strat mit Esche Korpus und One Piece Maple Neck herhalten, die mir freundlicherweise von George Forester mitgeschickt wurde. Dabei handelt es sich um eine unverkäufliche Gitarre für Testzwecke. Zu der ist noch zu sagen, dass sie Cryo-behandelt ist, sie wurde also mal tiefgefroren! George Forester bietet diese Sache an und das trifft auch auf das Testtremolo von George Forester zu. Auch das wurde tiefgefroren. Diese Cryo-Behandlung gibt es in der Industrie schon lange zur Metallveredelung, jetzt wurde sie für den Musikinstrumentenbereich entdeckt und erhitzt die Gemüter :-) Mangels Vor- und Nachher Vergleich kann ich dazu nichts weiter sagen.

Noch zum Einbau: Ich habe jedes Mal zuerst alle sechs Schrauben gleich hoch gedreht. Das heißt, ich habe sie jeweils so weit eingedreht, bis sich die Grundplatte des Tremolos hinten gerade zu heben beginnt und dann wieder eine Vierteldrehung zurück. Das hab ich erst ausprobiert und dann bei gelockerten Saiten noch mal den allgemein üblichen Trick angewendet, die vier mittleren Schrauben eine halbe Umdrehung heraus zu drehen. Das soll ja so eine Art "Zweipunkt-Tremolo-Effekt" ergeben, es soll sich leichter tremolieren lassen. Ich habe jedes Mal keinen Unterschied festgestellt, sorry. Für mich gibt es den Effekt nicht. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht warum, denn der Kontakt Schraubenhals/Grundplatte wird dadurch ja nicht verändert.

Wie soll ich jetzt eventuelle Klangunterschiede feststellen? Ein A/B Vergleich ist ja nicht möglich und der jeweilige Umbau dauert seine Zeit. Als eine "Vergleichskonstante" habe ich daher meine eigene Strat genommen und mir jeweils aufgeschrieben, wie unterschiedlich sich die Teststrat mit den Tremolos im Vergleich zu dieser verhält. Außerdem habe ich jeweils einen bestimmten Gitarrenriff mit dem gleichen Sound gespielt und aufgenommen zwecks Vergleich. Bei jedem Tremolotausch hab ich übrigens immer einen neuen Satz Daddario .010 bis .046 aufgezogen.

Hier ein Bild der beiden Strats. Bei der Sunburst George Forester Strat ist hier gerade das Callaham Trem verbaut und meine Strat hat wie man sieht das "modernere" Zweipunkt Messerkanten Tremolo. Nebenbei: Etwas verblüfft hat mich hier, wie nah sich die beiden im Grunde sehr verschiedenen Gitarren im Klang waren bzw. sind. Immerhin ist das Esche mit einteiligem Ahornhals versus Erle mit Ahorn/Palisander! Bei beiden fand ich ganz subjektiv unverstärkt den Klang und die Ansprache nahezu gleich, beim Unterschied kann man schon von Nuancen sprechen! Das ist wahrscheinlich einfach Zufall und kann sicher auch ganz anders sein, sagt aber trotzdem doch so Einiges über die Rolle der verschiedenen Hölzer aus, finde ich.

Was hab ich so alles festgestellt:
Alle drei Tremolos waren unterschiedlich hart (oder weich, ganz wie man will) bei gleicher Federbestückung. Das liegt aber sicher an den oben schon beschriebenen unterschiedlichen Spannungen der einzelnen Federn. Das modernere Zwei-Punkt Tremolo meiner blauen Strat lag da übrigens im gleichen Bereich, das braucht ungefähr den gleichen "Kraftaufwand". Dass es möglicherweise durch die andere Aufhängung leichtgängiger sein könnte, wird durch die unterschiedlichen Spannungen der Federn relativiert. Ansonsten ist die Handhabung für mich gleich. Beim Handballenauflegen fühlen sich alle gleich an, es sind eben alles Vintage Tremolos.

In Sachen Stimmstabilität gab es auch keine Ausreißer. Ich weiß auch nicht so recht, ob da das Tremolo selbst überhaupt eine Rolle spielt, sofern es richtig eingebaut ist. Meiner Meinung nach ist da der Sattel der Knackpunkt. Ist der gut gefeilt, so dass nichts klemmt, dann flutscht auch alles.

Wirklich erwartet habe ich es ehrlich gesagt nicht wirklich, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Tremolos verändern tatsächlich etwas die Ansprache und auch den Klang! Allerdings muss ich dazu sagen, dass das Nuancen sind, die mit Sicherheit nur der Spieler selbst wahrnimmt. Und das wahrscheinlich auch nur, wenn er allein mit gespitzten Ohren vorm Amp sitzt. In einem Bandkontext wird sich nichts bemerkbar machen, denke ich.

Für mich fühlte sich die Testgitarre nur mit einem Tremolo wirklich "besser" an als meine blaue Strat. Wenn ich jetzt schreibe, welches das war, dann muss förmlich der Gedanke aufkommen: "Jaja, ja nee, is klar, der hat es Dir ja auch geschickt". Das kann ich durchaus nachvollziehen, aber was soll ich machen: Es ist tatsächlich das George Forester. Es ist wirklich der Bereich "Graswachsenhören" und fast schon esoterisch, aber wahr. Mit dem Tremolo vibrierte die Gitarre einen Tick mehr. Ob das nun gut ist oder nicht, weiß ich gar nicht so recht. Aber sie klang auch "freier". Das ist der beste Ausdruck dafür, einen kleinen Tick lebendiger. Die anderen beiden Tremolos waren für mich nicht zu unterscheiden, die Gitarre klang damit auch absolut klasse. Im Vergleich zum George Forester hatte ich aber das Gefühl, dass die die Gitarre etwas bremsen. Das hört sich jetzt recht heftig an, aber es sind wirklich nur Nuancen. Bei den gemachten Vergleichs-Aufnahmen waren im Übrigen auch keine Unterschiede hörbar. Deshalb stelle ich die auch nicht ins Netz, den Speicherplatz kann ich mir sparen.

Keine Ahnung, woran das liegt. Das Material, der Stahl... Das Wort Cryo mag ich nur ungern anbringen, weil ich selbst nicht so recht an diese Sache glauben kann. Vielleicht ist es auch nur Zufall? Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, ich hab extrem die Ohren gespitzt. Ich hatte meine eigene Stratocaster immer als direkten konstanten Vergleich zur Hand, womit irgendwelche Tagesformunterschiede meinerseits ja vom Tisch sind. Ich habe in 10 Tagen sechs Mal Tremolos ein- und ausgebaut und als das George Forester Trem das zweite Mal eingebaut war, hat sich der beschriebene Eindruck für mich bestätigt. So ist das. Mein Urteil steht fest :-)

 

Vielen Dank an            für das Zusenden der verschiedenen Tremolos und der schönen Test-Stratocaster!

 

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                                                                                                                 © alle Bilder und Text, Dieter Stenzel, 26.06.2013